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Die Gefreeser Kastenmühle

Aktuell steigen sämtliche Preise, vor allem an den Spritpreisen wird dies mehr als deutlich. Dabei wird immer wieder die hohe Steuerlast zum Thema gemacht. Grund genug, mal 500 Jahre in die Vergangenheit zu reisen. Wie wurde das damals gehandhabt?

Die Abgaben der Untertanen an weltliche und geistliche Grundherrschaften bestand im Wesentlichen aus Geldzahlungen, Frondiensten und Naturalienabgaben. Die Höfe der bäuerlichen Bevölkerung waren überwiegend Zinsgüter, d.h. der Lehnsherr war Eigentümer, der als Grundherr den Untertanen diese Güter gegen eine bestimmte Gegenleistung (Zins, Fron) als Lehen vergab. Der Zins war somit eine Art Grundsteuer, die sich hauptsächlich nach der Größe des Gutes richtete und in der Regel monetär bezahlt wurde. Neben Geldzahlungen mussten die Bauern des Landes teilweise Arbeitsleistungen für den Grundherrn erbringen. Die sogenannte Fron war eine bestimmte Tätigkeit, die unentgeltlich oder gegen geringe Vergütung zu leisten war. Sie richtete sich in der Regel nach der Größe des Besitzes und umfasste eine sehr breite Palette an Tätigkeiten. Je nach Hofgröße und Viehbestand waren außerdem noch Naturalien abzugeben, z.B. Hühner, Eier, Käse usw. Außerdem musste jeder noch den Zehnt abliefern, eine vom landwirtschaftlichen Ertrag abhängige Naturalienabgabe. Dies war eine Abgabe meist an die Kirche. Abgaben dieser Art an den Pfarrer haben sich in gewisser Form sogar bis in die Neuzeit erhalten. So wurde die letzten Naturalienabgaben erst zwischen 1965 und 1970 vom damaligen Gefreeser Pfarrer Luther abgeschafft.
Bis dahin mussten aus den umliegenden Dörfern u.a. Eier an den Gefreeser Pfarrer gegeben werden.

Foto: Archiv Historisches Forum

Foto: Archiv Historisches Forum

Neben diesen an Grund und Boden haftenden Geld- und Naturalienleistungen, bildete auch die vermögensabhängige Steuer eine wichtige Einnahmequelle des Markgrafentums. Die Steuer war ursprünglich nur eine für eine beschränkte Zeit erhobene Zahlung zur Bestreitung bestimmter staatlicher Bedürfnisse. Im Laufe des 15. Jahrhunderts wurde die Steuererhebung jedoch zu einer regelmäßigen Zahlung. Steuerpflichtig waren in der Regel alle Untertanen. Während die bäuerliche Bevölkerung die Steuerlast direkt trug, wurde die Abgabenpflicht der städtischen Bevölkerung durch die Kommune getragen. Für die Einwohner von Gefrees wurde die Steuer von der Gemeinde eigenverantwortlich erhoben. Bezahlt wurde je nach Vermögen. Interessanterweise sollten wohlhabendere Menschen die ausbleibende Steuer von ärmeren ausgleichen. Scheinbar wollte man mit dieser Umverteilung eine gewisse Steuergerechtigkeit schaffen. Eine Übernahme von Zahlungen durch reichere Schichten oder die Stadt ist ein typischer Ansatz des Mittelalters zur sozialen Frage. Sozialleistungen werden nämlich nicht vom Staat übernommen, sondern durch private Almosen finanziert.

Eine weitere Steuer war das sogenannte Ungeld. Dies war eine seit dem 13. Jahrhundert erhobene Verbrauchssteuer von den Reichsstädten auf Güter des täglichen Bedarfs, insbesondere auf Bier, Wein und Salz. Seit dem 16. Jahrhundert wurde das Ungeld von den Landesherren übernommen, als Abgabe auf den Getränkeausschank. Die Steuerhöhe richtete sich nach der Menge des in den Kommunen gebrauten Bieres. Anders als in der Literatur oft geschrieben, ist diese Steuerart in Gefrees bereits für 1536 belegt, wie das Historische Forum 2016 nachweisen konnte.

Zusammenfassend muss man feststellen, dass das Steuerrecht heute bezüglich der Abgabenarten zwar einfacher ist, bezüglich der Berechnung aber sehr viel komplizierter. Indirekte Steuern gibt es heute mehr als damals. Es war jedoch nicht so, dass die Menschen nur mehr Hirsebrei zu Essen hatten, weil die Abgabelast sie verarmen ließ. Dies ist nur ein Mythos. Die Bayreuther Markgrafen waren nicht bekannt für derartiges Ausbeuten ihrer Untertanen. Die Gefreeser Bürger hatte damals bereits einen ansehnlichen Wohlstand erreicht.

Was hat das Ganze nun mit der Gefreeser Kastenmühle zu tun?
Nun, die Kastenmühle war damals sozusagen das hiesige Finanzamt. Dort mussten die Untertanen ihre Abgaben hinbringen. Im „Kasten“ wurden die Sachen dann zwischengelagert, bis diese dann zu den vorgeschriebenen Terminen nach Bayreuth, bzw. Kulmbach befördert wurden. Die Postkarte von der Kastenmühle stammt aus dem Jahr 1909 und befindet sich im Archiv des Historischen Forums.

Foto: Archiv Historisches Forum

Nachdem Gefrees zum Königreich Bayern kam, war für unsere Gegend das Finanzamt Marktschorgast zuständig. Als Gefrees dann dem Landkreis Münchberg zugeschlagen wurde, ging auch die Zuständigkeit für die Steuern nach Münchberg über.
Seit der Gebietsreform 1972 gehört unsere Stadt schließlich zu Bayreuth und dem entsprechenden Finanzamt.

Das Historische Forum Gefrees arbeitet regelmäßig mit Archiven, Historikern und Fachkompetenzen zusammen. Daher ist es über die Stadtgrenzen hinaus bekannt und anerkannt.
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