Zur Fastnacht (Faschingsdienstag) begann für die Bauern früher die eigentliche Frühjahrsarbeit, weshalb diese Zeit im Jahresverlauf ein nicht unbedeutender Termin war, was sich auch im Brauchtum und Volksglauben ausdrückt. Am Montag vor der Fastnacht wurde die Kirche mit entsprechenden Altar- und Kanzelbehängen blau geschmückt, es war ursprünglich der „Blaue Montag“. Die Sitte, am Fastenmontag nicht zu arbeiten, übertrug sich bald auf andere Montage. Traditionell war es deshalb früher im Handwerk üblich, montags nur „mit halber Kraft“ zu arbeiten. Bei uns trieb man dies später, besonders in der Steinindustrie, auf die Spitze, indem man montags nach dem Zahltag anstatt zu arbeiten ins Wirtshaus ging, um mit entsprechenden Mengen Alkohol den „Blauen Montag“ zu feiern. Auch heutzutage spricht man vom „blaumachen“, wenn jemand nicht zur Arbeit erscheint. Im Friseurhandwerk und in der Gastronomie ist es immer noch üblich, das Geschäft montags geschlossen zu halten.

Fasching im Vereinshaus 1930 – Foto: Nachlass Hans Hoffritz
„Feieramdseidla“: Auch dieser Begriff stammt aus dem Handwerk. Kurz vor Arbeitsende gönnten sich viele Handwerker noch ein Bier. Später wurde der Begriff zum Synonym für das erste Bier nach Arbeitsende, entweder in der Wirtschaft oder dann zu Hause.
Familienmitglieder und Dienstboten nahmen am Fastnachtmorgen nüchtern ein Stück geräucherte Rotwurst und einen Schnaps zu sich. Dieser Brauch sollte den Rotlauf (Hautentzündung) in der Familie verhintern und im Sommer vor lästigen Ungeziefern schützen. Wer das Jahr über keine Kreuzschmerzen haben wollte, musste sich zur „Foosnedd“ mittags eine Stunde hinlegen. Zudem sollte man in dieser Zeit kein Sauerkraut essen, da einem sonst die Arbeit „sauer“ werden würde. Aß man dagegen Hirsebrei, wurde es ein finanziell einträgliches Jahr. Die während des Winters gesponnenen weißen Garnwickel wurden rechtzeitig versteckt, damit sie zu Fastnacht niemand sah, denn sonst lief derjenige Gefahr, in der Erntezeit von einer Kreuzotter gebissen zu werden. Ebensowenig dufte man in Gefrees in der Fastnacht das gesponnene Garn abhaspeln, wie 1857 vermerkt wurde, weil davon Kinder und Jungvieh die üble Gewohnheit bekommen, den Kopf beständig hin und her zu bewegen.
Übrigens hat der Begriff „Elfaseidla“ seinen Ursprung im Handwerk und nicht im Brauwesen. Bis in die 1990er Jahre auf vielen Baustellen und Werkstätten noch regelmäßig genossen, war es das Bier zwischen der Brotzeit und der Mittagspause. Heutzutage ist so etwas bei den strengen Sicherheitsvorschriften und dem Umgang mit hochmodernen Maschinen kaum noch denkbar.

Faschingskapelle 1929 – Foto: Archiv Historisches Forum
In der Nacht vor Aschermittwoch durfte nicht gesponnen, geflickt und gestrickt werden, da sonst die Hühner keine Eier legen. Zum Wohl der Stalltiere sollten diese wenigstens einmal im Freien herumgeführt werden. Der Stall musste noch vor Sonnenaufgang ausgemistet sein, denn so wurde man das ganze Jahr über immer rechtzeitig mit der Arbeit fertig. Kehrte der Bauer den Stall noch mit einem selbstgebundenen Besen aus, vertrieb er damit langfristig lästiges Ungeziefer. Außerdem tun sich Hexen schwer damit, saubere Ställe zu betreten, um das Vieh zu verhexen. Mit Peitschenknallen am Abend vertrieb man ebenfalls böse Geister. Auf jeden Fall durfte kein mit Mist beladener Wagen über Nacht stehen bleiben, denn sonst starb jemand.
Zur Fastnacht musste in jedem Haus die Wäsche gewaschen werden, idealerweise schon früh am Morgen im Brunnentrog, damit man für den Sommer frei von Flöhen war. Aus dem gleichen Grund musste die Stube vor Tagesanbruch fein säuberlich ausgekehrt werden. Wollte man dagegen einem Widersacher Ungeziefer aufhalsen, musste man nur dieses Kehrgut auf dessen Grundstück schütten.
Die Fastnacht war auf das verlängerte Wochenende vor Aschermittwoch begrenzt. Es war üblich, zu feiern und zu tanzen, in den Wirtshäusern herrschte buntes treiben. Wer das ganze Jahr nicht ausging, musste wenigstens zum „Kappenabend“ gehen. Wurden beim Tanzen recht hohe Sprünge gemacht, dann wuchs der Flachs besser, hieß es. Ging dabei ein Tänzer unfreiwillig zu Boden, drohte dem Flachs Hagelschlag.
In Gefrees wurden Faschingsveranstaltungen – oft sogar mit Festumzügen – von mehreren Vereinen ausgerichtet. Sie waren jahrzehntelang gut besucht. Einige Veranstaltungen gelten als „legendär“. In manchen Dorfwirtschaften gab es früher ebenfalls „Kappenabende“. Seit spätestens den 1990er Jahren geht der Trend eher weg von Faschingsveranstaltungen, sodass auch die Besucherzahlen geringer wurden.

Einladung zum letzten Faschingsball im Vereinshaus am 26. Februar 1968 – Abb.: Archiv Klaus Weisheit
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