Pfingsten ist das christliche Fest, bei dem die Entsendung des Heiligen Geistes gefeiert wird. Zu dieser Zeit treiben besonders die Birken, die als Zeichen für Fruchtbarkeit gelten. Mit ihnen schmückte man früher die Hauseingänge.
Waren die jungen Bäumchen verdorrt, wurden sie zu Besen gebunden. Junge Burschen steckten manchmal einen Birkenzweig an die Haustür oder den Fensterladen ihrer Liebsten.
Ein noch immer ausgeführter Brauch ist der sogenannte „Pfingststeig“. Dabei wurde früher mit Hilfe von Kalkwasser gefüllten Gießkannen ein Weg (= Steig) zwischen einem Pärchen markiert, dessen Liaison noch nicht bekannt war oder ungern gesehen wurde. Auch Ehebruch machte man damit öffentlich. Heute werden damit keine Pärchen mehr bloßgestellt, es steht vielmehr der Spaß im Vordergrund. In den Ortschaften des Gefreeser Gemeindegebietes ist überwiegend die Variante des gereimten „Kolchstrichs“ beheimatet.


Kolchstrich bei Stein 2019 (Fotos: Markus Thoma)
Von Pfingstsamstag auf Pfingstsonntag wird (nur in dieser Nacht), mittels kurzer Verse auf dem Straßen-/Hofbelag vor den Anwesen der Betroffenen, die Beziehung von frisch Verliebten, oder auch die Trennung eines ehemaligen Pärchens in Reimform aufs Korn genommen. Gute Vorbereitung und schnelles Handeln, damit man beim nächtlichen „Schabernack“ spielen nicht erwischt wird, ist hier von Nöten. Das Entfernen jener „Kolchstriche“ mittels Wasser, Schrubber und hochrotem Kopf ist wohl jedes Jahr immer wieder lustig anzusehen. Aus Zettlitz wissen wir, dass früher der Strich auch manchmal mit Sägespänen statt Kalkwasser gezogen wurde.
Früher hat man zu Pfingsten gern an allen vier Ecken des Feldes laut Lärm gemacht, um den „Bilmasschnitzer“ abzuwehren. Außerdem hieß es, dass das Wetter von Pfingstsonntag das des gesamten restlichen Jahres beeinflusst. So bedeutete Regen nicht nur 40 nachfolgende Regentage, sondern auch eine schlechte Obsternte. Wer im Haus am Pfingstsonntag früh als letztes aufsteht, wird bis Pfingstmontag als „Pfingstochse“ tituliert. Einmal am Tag sollte man auch alle Fenster und Türen öffnen, um den Heiligen Geist ins Haus zu lassen.
Am zweiten Donnerstag nach Pfingsten ist das Fronleichnamsfest, ein Hochfest in der katholischen Kirche. Vielerorts finden an dem Tag Fronleichnamsprozessionen statt mit festlich geschmückten Altären. An dem Tag findet traditionell das Wundenbacher Dorffest statt, bei dem in den späten 1970er bis in die 1980er Jahre der „Teichsprung“ legendär war. Dabei folgte die Festgesellschaft dem kostümierten Protagonisten feierlich mit Musik zum nahegelegenen Teich. Dort angekommen, postierten sich die Gäste um den Teich, der Protagonist sprang unter tosendem Applaus hinein und fing einen Karpfen mit den Händen. Als „Wundenbacher Karpfensprung“ unvergessen.


Gemeinsamer Zug mit Musik zum sogenannten Karpfensprung (Fotos: Hans Hoffritz)
Drei Stück Hauswurz am Frohnleichnamstag und zu Pfingsten geweiht und innen über die Stalltür gehängt, behütete das Vieh vor natürlichen und übernatürlichen Unglücken.
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