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Uwe Köhler – ein stiller Tausendsassa

Am 15. Juni 2021 trafen wir uns mit Uwe Köhler zu einem sehr interessanten Gespräch über Nostalgie, Gefrees, Historisches und … natürlich Fußball.

Hallo Uwe, vielen Dank für deine Zeit und es freut uns, dass wir mit dir sprechen können.
Dann auch gleich die erste Frage. Du bist Ur-Gefreeser, richtig?

Ja servus und danke für die Einladung zu diesem Interview! Und ja, ich bin ein Ur-Gefreeser. Wobei ich viele Jahre und viel Zeit bisher nicht rund um die Uhr in Gefrees verbracht habe. Aufgewachsen bin ich natürlich in Gefrees. Raus aus der Stadt ging es dann erstmals mit dem Besuch der Privaten Wirtschaftsschule Reger in Münchberg. Hierfür organisiere ich seit vielen Jahren immer die Klassentreffen. Die „Reger“ war eine sensationelle Schule. Kann man gar nicht in einem Satz beschreiben. Die Leute dort, also meine Klassenkameraden, waren und sind auch heute noch so etwas wie eine zweite Heimat – und auch die Lehrer waren gigantisch. Danach machte ich eine Ausbildung in Münchberg zum Bürokaufmann und dann war ich in Regensburg, Weiden und Hof bei der Bundeswehr als Zeitsoldat. Zurück nach Gefrees führte mich nach der Bundeswehrzeit meine zweite Ausbildung, nämlich die zum Verwaltungsfachangestellten. Die brachte mich ins Rathaus, wo ich nächstes Jahr dann schon 30 Jahre bin. Und darauf bin ich wahnsinnig stolz.

Und dann kam die Familie?
Geheiratet habe ich im Gefreeser Rathaus, das musste sein. Allerdings wohne ich bei Wunsiedel. Unsere zwei Kinder sind auch schon erwachsen, die „Große“ macht ihren Doktor der Biologie und die „Kleine“ ist mit Leib und Seele „Erzieherin“.
Aber in Gefrees fühle ich mich daheim – auch wenn es in Wunsiedel genauso richtig schön ist. Deswegen sag ich immer, dass ich eigentlich ein Fichtelgebirgler bin, denn bei uns im Fichtelgebirge ist es einfach überall schön.

Deine Meinung zu Gefrees klingt sehr positiv. Wie erlebst du die Stadt?
Leider kann ich z. B. in Punkto Freizeitangebote in Gefrees nur zurückblicken, da ich das „Heute“ nicht so nah mitbekomme.
Wir waren früher in der Kellergasse, im Sommer haben wir uns dort Lager gebaut und im Winter sind wir mit den Schlitten runtergefahren – und wehe es kam jemand, der mit den Füßen zu sehr bremste und die Bahn kaputt machte, der konnte sofort wieder gehen.
Hinten am ehemaligen Bräuhaus spielten wir Fußball oder auf einer Wiese oberhalb der Kellergasse oder mit einem Schaumstoffball mitten auf der Straße wo zwei Garagentore gegenüber waren.
Oder wir trafen uns alle auf dem Fußballplatz und kickten bis die Füße weh taten.
Animiert von den Motorrad-Trial-Weltmeisterschaften, die vom MSC Gefrees organisiert wurden, bauten wir uns eigene “Sektionen” und fuhren diese mit dem Fahrrad nach – hinten am ehemaligen Freibad im sog. “Limmertz-Hölzla” oder oben in der Hügelwiese oder sonst wo.
Damals gab es noch das Gefreeser Freibad und da waren wir natürlich auch sehr oft. Oder im Zeller Freibad, wohin wir natürlich mit dem Fahrrad gefahren sind – heute irgendwie undenkbar.
Im Winter bin ich oben auf den Steinbruchweiher Schlittschuh gefahren. Zuerst haben wir große Steine drauf geworfen um zu prüfen, ob das Eis hält, dann haben wir eine kleine Bahn mit der Schaufel freigemacht und dann sind wir gefahren bis es dunkel wurde. Wenn wir eingebrochen wären – uns hätte kein Mensch gefunden.

Dann hast du deine Erfahrungen kanalisiert und anderen Menschen zur Verfügung gestellt?
Ja, das stimmt. Da wo ich jetzt wohne, das ist ein ca. 50 Einwohner zählendes Dorf (Sinatengrün – aber ohne Zaubertrank. Anm. d. Red.) a bissl außerhalb von Wunsiedel. Dort hatten wir vor einigen Jahren eine Dorferneuerung und die Leute dort wollten unbedingt, dass ich ihr Dorfgemeinschaftsvorsitzender werde. Naja, ich kenn mich ja mit Büroarbeit aus und da habe ich halt die ganze Arbeit übernommen. Unser Dorf kann sich richtig sehen lassen und wir haben auch schon eine Siegermedaille bei “Unser Dorf soll schöner werden” gewonnen.
In Sinatengrün gibt es auch eine Sonnenuhr, an der ich maßgeblich beteiligt war und worüber man hier alles Wissenswerte erfahren kann.

Was dir dann aber wohl nicht gereicht hat.
Mit zunehmendem Alter kommt dann auch so Zeug, für das man sich “früher” als kleiner Bub noch nicht so interessiert hat. Da kam 2008 die Gründung des Historischen Forum Gefrees genau zur richtigen Zeit. Ich bin Gründungsmitglied und war die ersten Jahre Schriftführer. Meine Interessen gehen jetzt nicht so in alle Zeiten zurück. Ich habe lieber Themen, die noch nicht älter sind als so um die 100 Jahre. So richtig aufgegangen bin ich beim Thema Autobahnbau. Da hab ich auch maßgeblich oder hauptsächlich die beiden Hefte 11 und 12 der „Gefreeser Geschichte(n)“ vom Historischen Forum mit erarbeitet. Ich muss allerdings auch sagen, dass man für solche Projekte absolute Super-Kollegen braucht und da hatte ich mit dem Ralf Bayerlein einen Spitzenmann an meiner Seite. Nicht zu vergessen sind die beiden Herrn vom „Archiv für Autobahn- und Straßengeschichte“ – Herr Dr. Dr. Reiner Ruppmann und Herr Helmut Schneider, die den Feinschliff zu den beiden Heften herstellten.

Ein anderes Projekt ist die Geschichte der Eisenbahn, bzw. der Strecke Falls-Gefrees im Heft 14 vom Historischen Forum, woran ich auch wieder beteiligt war. Zu diesem Thema interessieren mich hauptsächlich Dampflokomotiven, die ich auch schon mit meiner Super-8 Kamera gefilmt habe. Wann immer es geht, komme ich an die Schiefe Ebene um bei Nostalgiefahrten die wunderschönen Loks anzuschauen. Dazu fahre ich aber nicht nur an die schiefe Ebene.
Viele dieser Aufnahmen habe ich selber digitalisiert und man kann sich einige in meinem Youtube Kanal `Fichtelgebirgs Wolpertinger´ anschauen.

Du hast uns im Vorfeld gesagt, dass du u.a . Vulkane (dazu später mehr) als Hobby hast. Kommt daher der Name „Red Lava“?
Das ist richtig. Red Lava ist der Name des Fanclubs vom FC Bayern München, den ich 2013 ins Leben gerufen habe. Anhänger des FC Bayern bin ich eigentlich schon immer, nur Anfang der 1980er Jahre hatte ich mal einen kurzen Schwenk zu einem anderen Verein. Das änderte sich aber nach wenigen Jahren wieder, als ich mal einen Bundeswehrlehrgang in Bremen hatte und dort über die „Bayern“ ziemlich hergezogen wurde.

Ab diesem Zeitpunkt gab es nur noch den FC Bayern München für mich. 2002 wurde ich Mitglied und seit 2007 hab ich eine Dauerkarte in der Allianz-Arena. Mit den Leuten, mit denen ich dort in meinem Block zusammensitze, habe ich dann besagten Fanclub gegründet, bei dem ich 2. Vorsitzender bin.

Woher kommt diese Liebe zum Fußball?
Mit 10 Jahren hab ich selber das Kicken angefangen, beim 1. FC Gefrees. Damals gab es noch keine D, C, B oder A-Jugend bzw. ich kam, wegen meiner Größe und der Schnelligkeit, nach ein paar Monaten in der 2. Schülermannschaft gleich in die 1. Schülermannschaft. Dort waren lauter 2 bis 3 Jahre ältere Mitspieler in meiner Mannschaft und die Gegner waren auch noch körperlich stärker. Die erste Saison bekamen wir eigentlich immer zweistellige Niederlagen zugefügt. Bis auf ein 1:1 gegen Selb 13, da hab ich das einzige Tor in dieser Saison für meine Farben geschossen. Das werde ich nie vergessen, wie mich meine Mitspieler unter sich begruben vor Freude.
Mit 14 kam man dann in die Jugend und spielte dort bis 18 immer mit den gleichen Leuten. Klar, alle die 18 wurden kamen dann zu den Senioren und die 14jährigen rückten dann zu uns auf. Wir waren so richtig gut und zur Krönung wurden wir auch mal Meister. Bei den Senioren war es dann schon schwieriger, denn damals baute man noch auf die „Bayreuther“, und somit hatte man es schwer in die 1. Mannschaft zu kommen. Ich spielte dann noch ein paar Jahre in der 2. Mannschaft.
Nach der „Karriere“ wurde ich dann Schriftführer. Das war ich dann über 15 Jahre, die Hälfte 2. Schriftführer und die andere Hälfte 1. Schriftführer.
In ein paar Jahren bin ich dann 50 Jahre Mitglied. Das macht mich schon stolz.

Kurz noch mal zum Stichwort Vulkane. Wie kommt da was zusammen?
Mit meinem guten Freund aus dem FC Bayern Fanclub, der selbst ein eigenes Reiseunternehmen betreibt, war ich schon einige Male am Stromboli, am Vesuv und auf Sizilien. Das größte Erlebnis war aber vor einigen Jahren mal eine Tour entlang der Südküste Islands. Darüber sind dann Fotostrecken entstanden, die ich auch ab und an in Vorträgen einer interessierten Öffentlichkeit zeige. Einige Vorträge habe ich im Künneth’schen Palais gehalten, einen Vortrag in der Realschule und mein erster Eisenbahn-Vortrag im Volkshaus hatte sogar über 150 Gäste.
Ich plane auch noch weitere Vorträge, u. a. über die Eisenbahn Falls – Gefrees und über die Autobahn, die ich gerne nach Corona öffentlich zeigen mag.

Du hattest auch „ein bisschen“ Einfluss auf den GEFREES Stein, oder?
Das Projekt habe ich damals losgetreten. Ich wusste, dass dieser Namensstein bei uns im Bauhof liegt. Er wurde nach dem Abbruch des alten Gefreeser Bahnhofs dort gelagert und ist mit der Zeit überwuchert. Dann hatte ich – wie gesagt – die Idee, diesen Stein dem Stadtbild wieder sichtbar zu machen. Also haben das Historische Forum Gefrees, der Steinmetz Jürgen Popp, der Alt-Bürgermeister Harald Schlegel und Richard Weber zusammen angepackt, den Stein restauriert und an der Hauptstraße in Gefrees aufgestellt.

Das waren jetzt eine Menge Geschichten. Doch am Ende unserer Interviewreihe steht ja immer: Sag was!
Mir liegt es wirklich fern zu meckern oder solche Dinge. Ich würde mir aber wünschen, dass viele Menschen die Arbeit anderer mehr respektieren und dass sich gerade jetzt der Zusammenhalt der Menschen verbessern könnte.

Das ist jetzt ein sehr schönes Schlusswort von dir. Dann möchten wir uns ganz herzlich bei dir bedanken.
Das kann ich nur zurückgeben.
Vielen Dank und Servus.

Anmerkung der Redaktion
Es gab noch sehr viel mehr, was uns Uwe erzählt hat, aber das ist dann eine andere Geschichte. Vielleicht sogar bei einen seiner geplanten Vorträge.
Wir möchten uns nochmal ganz herzlich für das – vor allem sehr nostalgische – Gespräch bedanken und denken, dass wir bestimmt nochmal über Uwe und ein paar seiner 1.000 Dinge berichten.

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